Alge kühlte das Klima AWI-Forscher aus Bremerhaven machen Sensationsentdeckung

Ein Fund im Meeresboden zeigt: Eine winzige Alge bremste vor 14.000 Jahren den CO₂-Anstieg. Heute droht ihr Verschwinden – mit Folgen fürs Klima.
Am Ende der letzten Eiszeit stoppte die Erwärmung auf der Südhalbkugel kurzzeitig. Diese Phase heißt Antarktische Kälteumkehr (ACR).
Eine neue AWI-Studie zeigt: Damals gab es starke Algenblüten der Gattung Phaeocystis im Südpolarmeer. Im Winter wuchs das Meereis weit, im Frühjahr schmolz es schnell. Dadurch kamen viele Nährstoffe ins Wasser. Die Algen konnten stark wachsen und viel CO₂ aus der Atmosphäre binden.
Phaeocystis hinterlässt keine Fossilien. Deshalb blieb sie in früheren Klimaarchiven unsichtbar. Das Forschungsteam nutzte jetzt sogenannte sedaDNA – uralte Erbgutreste im Meeresboden –, um die Alge nachzuweisen.
Untersucht wurde ein 2.000 Meter tiefer Sedimentkern aus der Bransfield Strait. Er enthält 14.000 Jahre alte DNA-Spuren. Außerdem fanden die Forschenden ein hohes Barium-Eisen-Verhältnis – ein Zeichen für hohe biologische Aktivität.
"Je weiter sich das Meereis im Winter ausdehnt, desto größer ist im Frühjahr die Fläche, auf der beim Schmelzen nährstoffreiches Schmelzwasser ins Oberflächenmeer gelangt – und damit in die Zone, in der Phaeocystis-Algen ideale Wachstumsbedingungen vorfinden", sagt Josefine Friederike Weiß vom AWI, Erstautorin der Studie. "So führt eine größere Meereisausdehnung direkt zu einer größeren Region mit hoher Algenproduktivität."
Heute ist die Alge in Gefahr
Heute ist Phaeocystis bedroht: Das Meereis schwindet. Die Alge verliert ihren Lebensraum. Das könnte das Ökosystem stören und die CO₂-Speicherung im Meer verringern. Außerdem produziert Phaeocystis DMS – ein Gas, das die Wolkenbildung fördert. Weniger DMS könnte die Erderwärmung verstärken.
Die Studie zeigt: Biologische Prozesse beeinflussen das Klima stark. Mit sedaDNA lassen sich vergangene Ökosysteme besser rekonstruieren. So werden auch Prognosen für die Zukunft genauer.
Die Sedimentkerne wurden mit dem Forschungsschiff Polarstern geborgen. Künftig sollen DNA-Analysen und Geologie weiter kombiniert werden – für ein besseres Verständnis von Klimaveränderungen und ihrer biologischen Auswirkungen.
- Dieser Text wurde teilweise mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.