Erst verschollen, jetzt gefunden "Das ist eine literarische Sensation"

Jahrzehntelang galt ihr Werk als verloren, jetzt ist der Landesbibliothek Oldenburg eine "literarische Sensation" gelungen: Mopsa Sternheims erster und einziger Roman ist da.
Über Jahrzehnte hinweg galt er als verschollen – nun ist er wieder aufgetaucht: der einzige Roman der Widerstandskämpferin Mopsa Sternheim. Das Manuskript ihres Werks "Im Zeichen der Spinne" lag unscheinbar in einem alten Koffer, der in der Landesbibliothek Oldenburg aufbewahrt wurde, teilte die Einrichtung mit.
Erst nach einer aufwendigen zweijährigen Rekonstruktion konnte der Text jetzt veröffentlicht werden. "Das ist eine literarische Sensation", sagt Bibliotheksdirektorin Corinna Roeder. Am Mittwochabend soll der Roman erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Sternheim überlebt Folter und mehrere Lager
Mopsa Sternheim, 1905 in Düsseldorf geboren, war Tochter des gefeierten Bühnenautors Carl Sternheim und der Schriftstellerin Thea Sternheim. In ihrem Elternhaus hingen Gemälde von Van Gogh und Renoir, bekannte Künstler und Intellektuelle gingen ein und aus. Doch das privilegierte Leben der gebildeten Tochter endete mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Sternheim floh nach Paris, schloss sich dem Widerstand an – und wurde von der Gestapo verhaftet. Sie überlebte Folter und mehrere Lager, zuletzt das Konzentrationslager Ravensbrück.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
"Sie hat schwer traumatisiert überlebt", berichtet Roeder. Das Schreiben sei für sie eine Form der Verarbeitung gewesen. In ihrem Roman thematisiert Sternheim, was es für eine Frau der 1920er- und 1930er-Jahre bedeutete, in einer von Intoleranz und Gewalt geprägten Gesellschaft zu leben. "Man liest diesen Text heute wieder mit hoher Aufmerksamkeit", so Roeder.
Nach ihrem Tod im Jahr 1954 verfügte Sternheim, dass ihr Freund, der Oldenburger Kunsthistoriker Gert Schiff, den Roman veröffentlichen sollte. Doch Schiff konnte diesen Wunsch nicht mehr umsetzen – und das Manuskript blieb unentdeckt. Erst Jahrzehnte später gelangte der Nachlass an die Landesbibliothek Oldenburg.
Landesbibliothek stellt Werk erstmals der Öffentlichkeit vor
Was die Forscher dort fanden, war ein unübersichtliches Konvolut aus Notizen und Korrekturen. "Es gibt kein Blatt, das ohne Varianten auskommt", sagt der ehemalige Vizedirektor der Bibliothek, Rudolf Fietz. Gemeinsam mit der Literaturwissenschaftlerin Gisela Niemöller sichtete er die Unterlagen und setzte die einzelnen Textfragmente sorgfältig zusammen. Herausgekommen ist ein literarisch anspruchsvolles, sprachlich schillerndes Werk, das seiner Zeit weit voraus war, heißt es.
Am Mittwoch, 8. Oktober, wird "Im Zeichen der Spinne" in der Landesbibliothek Oldenburg offiziell vorgestellt. Nach Grußworten von Corinna Roeder und Margarete Rosenbohm-Plate (Stiftung Dr. Gert Schiff) führen die Herausgeber Rudolf Fietz und Gisela Niemöller in das Werk ein. Die Kammerschauspielerin Elfi Hoppe liest aus dem Roman. Beginn ist um 19 Uhr.
- lb-oldenburg.de: "Mopsa Sternheim: Im Zeichen der Spinne"
- instagram.com: Beitrag von @lb_oldenburg
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
