bremen.t-online - Nachrichten für Bremen
Such Icon
bremen.t-online - Nachrichten für Bremen
Such IconE-Mail IconMenü Icon


Bremen

Werder Bremen: Gedenken an Adrian Maleika – von HSV-Hooligans getötet


Gewalt im Nordderby
Als HSV-Hooligans Adrian Maleika töteten


16.10.2025Lesedauer: 3 Min.
"Adrian Maleika unvergessen" steht auf einem Transparent (Archivbild): Die Ereignisse vom 16. Oktober 1982 prägen das Verhältnis der Fanszenen bis heute.Vergrößern des Bildes
"Adrian Maleika unvergessen" steht auf einem Banner (Archivbild): Die Ereignisse des 16. Oktober 1982 prägen das Verhältnis der Fanszenen bis heute. (Quelle: IMAGO/Matthias Koch)
News folgen

Am 16. Oktober 1982 trafen Werder Bremen und der HSV in Hamburg aufeinander. Auch Adrian Maleika machte sich auf den Weg zum Stadion. Doch er kam nie an: Auf dem Weg wurde der Fan von rechten HSV-Hooligans tödlich angegriffen.

Der HSV und Werder Bremen wollten am 16. Oktober 1982 ein stimmungsvolles Duell im DFB-Pokal austragen. Doch über den knappen 3:2-Sieg der Hamburger im Volksparkstadion sprach später fast niemand mehr: Der gewaltsame Tod des jungen Bremer Fans Adrian Maleika, verursacht durch einen Angriff rechtsradikaler HSV-Hooligans, überschattete die Ereignisse des Abends.

Der 16 Jahre alte Adrian Maleika, ein Glaserlehrling, reiste mit Freunden aus seinem Fanclub "Die Treuen" zum Pokalspiel. Auch mehrere Hundert weitere Werder-Fans machten sich auf den Weg nach Hamburg. Schon bei der Ankunft am Hauptbahnhof griffen HSV-Anhänger die Gäste an.

"Da kommen sie, schlagt sie tot"

Auf dem Weg zum Volksparkstadion eskalierte die Lage – eine Massenschlägerei brach aus. Rechtsradikale Hooligans der Hamburger attackierten die Bremer Fans mit Rauchbomben, Gaspistolen und Leuchtraketen. Auch Flaschen und Steine flogen. Die Werder-Anhänger wurden in einen kleinen Wald in der Nähe des Stadions gedrängt. "Da kommen sie, schlagt sie tot", sollen die HSV-Hools zu Beginn ihres Angriffs gerufen haben.

Ein Stein traf Adrian Maleika am Kopf und verletzte ihn schwer. Er erlitt mehrere Schädelbrüche. Als er schon wehrlos am Boden lag, traten die Hooligans weiter auf ihn ein. Zwar kam der 16-Jährige noch ins Krankenhaus nach Altona, doch dort verstarb er am 17. Oktober an den Folgen einer Hirnlähmung. Zwei weitere junge Werder-Anhänger wurden so schwer verletzt, dass auch sie ins Krankenhaus mussten.

Vor Gericht wurden später mehrere Mitglieder des Fanklubs "Die Löwen" als Anführer ausgemacht. Der Gruppierung wurde eine enge Verbindung zur Neonazi-Szene nachgesagt. Auch für ihre Brutalität und Gewaltbereitschaft war sie berüchtigt. Die "Löwen" gaben damals den Ton in der HSV-Kurve im Block E an. Rechtsradikale Parolen und Symbole gehörten im Volksparkstadion in dieser Zeit zum Alltag.

Fünf HSV-Hooligans nach Tod von Adrian Maleika freigesprochen

Acht "Löwen" mussten sich Ende 1983 vor der Jugendkammer des Hamburger Landgerichts verantworten. Sie bestritten jede Beteiligung am tödlichen Angriff auf die Bremer Fans. Im Gegenteil: Die Gäste hätten den Angriff begonnen und die Massenschlägerei ausgelöst. Einer der Angeklagten, "Löwen"-Mitgründer Bernhard B. (damals 24), soll mit einem Eisernen Kreuz, einem Hakenkreuz und dem Wort "Hass" tätowiert gewesen sein.

Die Frage, wer Adrian Maleika getötet hat, ist bis heute unbeantwortet: Wer genau den Stein warf, wurde nie ermittelt. Fünf "Löwen"-Hooligans wurden freigesprochen. Peter L. (damals 21) erhielt eine Jugendstrafe von zweieinhalb Jahren. Bernhard B. bekam eine Bewährungsstrafe von zwölf Monaten. Caren Edith G. (damals 21) wurde wegen Landfriedensbruchs und Beteiligung an einer Schlägerei zu zehn Arbeitsleistungen verurteilt. Einen Tötungsvorsatz sah das Gericht bei ihnen allen nicht.

Werder Bremen und HSV erinnern bis heute an Adrian Maleika

Die Verantwortlichen von Werder Bremen und dem Hamburger SV suchten nach dem Vorfall das Gespräch. Im Januar 1983 traf man sich in Scheeßel – auf halbem Weg zwischen Bremen und Hamburg – zu einer Art Friedensgipfel mit Fans. Befürchtete Racheakte der Werder-Anhänger blieben beim Nordderby im Weserstadion am 29. Januar 1983 aus. Seither prägt eine intensive Rivalität das Verhältnis beider Fanszenen – aber nie wieder eskalierte die Gewalt so sehr wie am 16. Oktober 1982.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Bis heute erinnern beide Vereine regelmäßig an Adrian Maleika. Im Weserstadion erinnert eine Gedenktafel an ihn. Darauf steht: "Fußball ist Kampf um den Ball – und nicht Kampf zwischen den Fans" – ein Spruch, den Werder-Fans schon am 20. Oktober 1982 auf einem Banner bei einem Heimspiel im Europapokal gezeigt hatten.

Beim HSV wurde 1983 als direkte Konsequenz das Fanprojekt gegründet. Es ist bis heute Anlaufstelle vorwiegend für junge Fans und engagiert sich gegen Sexismus, Homophobie und Rassismus. Auch vor dem Volksparkstadion erinnert inzwischen eine Gedenktafel an Adrian Maleika.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...




Telekom